VTUU - "Viel Theater um uns!"


Die Projektidee zum VTUU

Der gesellschaftliche Wandel stellt neue Anforderungen an die Bildung, die konträr zu den meist statischen Strukturen von Schule stehen. Diese unterliegen bedauerlicherweise immer noch einer preußischen Gängelung. Um aber die Schülerinnen und Schüler zu aktiven mündigen Bürgern zu erziehen, bedarf es einer Durchbrechung dieser suppressiven Faktoren.

 

Die Idee ist simpel: Unterrichtsgegenstände sollen vernetzt und in der unmittelbaren Lebenswelt er- und verarbeitet werden. Hierfür wird ein Fach ausgewählt, das sich als Dreh- und Angelpunkt für andere Fächer zur Verfügung stellt, um problemorientiertes und multiperspektivisches Lernen zu ermöglichen. In diesem Fall ist es das Fach Theater in der Oberstufe.

 

Konkret bedeutet dieses eine Konzeption, Koordination und Durchführung von fächer- und stufenübergreifenden Projekten, die aus dem schulischen Rahmen in den Stadtteil und darüber hinaus getragen werden.

Es handelt sich um ein Konzept, das einen neuen bildungspolitischen Zugang ermöglicht, bei dem somit das Fach Theater in der Oberstufe (11. und 12. Jahrgang) zu einem projektgebenden und -leitenden Arbeitsbereich etabliert wird. 

Entsprechend einer didaktischen Orientierung an einem handlungs- und produktorientierten Unterricht, ist eine nachhaltige Aufarbeitung im gesellschaftlichen Umfeld bzw. in der allgemeinen  Öffentlichkeit maßgebend.

 

Unter dem Arbeitstitel „Viel Theater um uns! – Theater als Ausgangspunkt für gesellschaftliche & politische Partizipation im Stadtteil“ wurden zwei große Projekte auf die Beine gestellt:„Krieg! Wohin würdest du fliehen?“ (2016) und „Kein deutscher Land“ (2017). Das Projekt ist fortlaufend und greift mit jedem Schuljahr die jeweiligen Ergebnisse auf und entwickelt hieraus eine neue bildungspolitisch relevante Problemstellung oder eine Zuspitzung dessen.

 Das Unterrichtskonzept:

 Einspieler zum Projekt:



Der erste Durchlauf (2016)

Der Schlüssel für eine nachhaltige Bildung liegt dabei ganz klar in der Eröffnung des subjektiven Konzepts und in einer fächer- und stufenübergreifenden Auseinandersetzung mit den jeweiligen Themenaspekten.

 

Mit dem Projekt „Viel Theater um uns!“  übernimmt an unserer Schule der Theaterkurs aus dem Profil Medien die Schirmherrschaft für ein Großprojekt ( jeweils vom 1. bis zum 4. Semester), das schulübergreifend einer Problemfrage nachgeht, um diese im und für den Stadtteil nachhaltig auf- und zu verarbeiten.

 

Dabei initiiert und leitet der Theaterkurs die Planung und Durchführung der Kooperation mit anderen Klassen und Kursen. 

Hierbei sind, je nach Auswahl der Themenschwerpunkte oder aktuellen regionalpolitischen oder -gesellschaftlichen Problemstellungen, die jeweiligen kooperierenden Fächer und Klassenstufen auszuwählen.

Bei diesem Projekt waren die folgenden Lerngruppen aus den Fächern Theater, PGW (Politik Gesellschaft Wirtschaft), Kunst und Deutsch aktiv:

Die Praxis zeigt, dass sich generell alle Fächer und Klassenstufen beteiligen können, da jeweils verschiedene Teilaspekte bearbeitet werden können. Ausgangspunkt ist jedoch immer ein handlungs- und produktorientiertes Vorgehen. 

 

Im ersten Durchlauf (2016) bildete die sogenannte Flüchtlingsproblematik den thematischen Ausgangspunkt für das Großprojekt „Krieg – Wohin würdest du fliehen?“.

 

Infolgedessen wurde eine kontroverse Theateraufführung entwickelt, die mit einer großen Ausstellung zugespitzt, und in einer anschließenden Podiumsdiskussion mit Vertretern aus der Politik und mit Experten aus der Flüchtlingsarbeit reflektiert und bewertet wurde.

 

Die Erfolge des Projekts "TVUU" lassen sich an mehreren Aspekten ausmachen.

Zum einen macht sich dies an dem Ausmaß des Diskurses in der Öffentlichkeit erkennbar. Es wurde und wird zum Nachdenken und aktiv werden angeregt (im Stadtteil und darüber hinaus). Womit die Schule in den Stadtteil/die Gesellschaft getragen wird und den SchülerInnen und Bürgern Partizipationsmöglichkeiten in der Gesellschaft aufzeigt werden. 

 

Zum anderen zeigt die Einbindung der fächer- und stufenübergreifenden Auseinandersetzung, inwieweit ein Großprojekt, durch mehrere Kleinprojekte auf unterschiedlichen Ebenen problematisiert und erschlossen  werden kann. 

Eine konkrete Nachhaltigkeit zeigt sich dabei in der Auseinandersetzung und dem aktiv werden der SchülerInnen zu den bildungspolitischen Themen und der Eröffnung dieser durch neue/andere Zugänge.   

Dieses Projekt ist zudem förderlich in der Stärkung des Selbstbewusstseins, da eine aktive Identitätsbildung betrieben wird.

Die ebenfalls aktive und intensive inhaltliche Auseinandersetzung durch die Vor- & Nachbereitung der Projektthemen, ermöglicht einen konkreten lebensweltbezogenen Lernzuwachs. 

 

Das Projekt ist fortlaufend und greift mit jedem Schuljahr die jeweiligen Ergebnisse auf und entwickelt hieraus eine neue bildungspolitisch relevante Problemstellung oder eine Zuspitzung dessen.

Bei diesem Projekt waren die folgenden Lerngruppen aus den Fächern Theater, PGW (Politik Gesellschaft Wirtschaft), Kunst und Deutsch aktiv:


S2 Theater

 

Theaterästhetische Umsetzung der epischen Textvorlage Janne Tellers: „Krieg. Stell dir vor er wäre hier“ (Dramatisierung, Umgestaltung und Erweiterung)


S2  Kunst

Bühnenbild sowie Planung und Umgestaltung der Mensa und der Aula in eine zentrale Erstaufnahme für Flüchtlinge.    


S4  PGW

 

Planung und Durchführung der Podiumsdiskussion (Auseinandersetzung mit den Parteiprogrammen und Erarbeitung der allgemeinen- und regionalpolitischen Fragen)


7.KL Deutsch

Im Anschluss an die Unterrichtseinheit „Argumentieren“ wurden Pro-/Kontradebatten zu Fragen hinsichtlich der Eröffnung und Verteilung von Flüchtlingsheimen sowie zu Integrationsfragen aufgearbeitet. In Kombination mit dem Fach Kunst wurden Demonstrationsplakate im Perspektivwechsel angefertigt.


5.KL Deutsch

Innerhalb der Unterrichtseinheit "Geschichten entwickeln und schreiben" erstellten          die SuS ca. 300 Gesuche/Steckbriefe, in denen nach Familienmitgliedern gesucht wird, die auf der Flucht verloren gingen.  




Der aktuelle Durchlauf

Im aktuellen Durchlauf bilden die Fragen nach Heimat und dem „Deutschsein“ den thematischen Ausgangspunkt für das Großprojekt „Kein deutscher Land“. 

 

Der bisherige Erfolg des diesjährigen Durchlaufs verdeutlicht die progressive Entwicklung von "VTUU" als Unterrichtsmodell und Medium für partizipatives Wirken.

 

In diesem Jahr sind  Lerngruppen aus den Fächern Theater, PGW, Deutsch und Kunst aktiv (Klassenstufen 5, 10, 11 und 12).


 

März 2017

Veranstaltung eines großen Poetry Events im Stadtteil, der einen Problemanriss hinsichtlich der Fragestellung des Projekts "Kein deutscher Land" eröffnen sollte.

Die primäre Aufarbeitung und Vorbereitung der Thematik fand hierbei im Fach Deutsch in der 10. Jahrgangsstufe statt (Unterrichtseinheit Poetry Slam und kreatives Schreiben), wurde aber in Kooperation anderen Fachlehrern auf den 11 Jahrgang erweitert (Es nahmen aber auch SchülerInnen aus der Klassenstufe 8 und 10 teil).

Dieser erste Poetry Event fand am 28.März statt. Im Oktober/November 2017 soll ein weiterer Poetry Event veranstaltet werden, der eine zusätzliche Zuspitzung des Projektthemas ermöglichen soll.


 

April 2017

Theaterästhetische Umsetzung der Eigenproduktion "Kein deutscher Land - Eine Jugendtragödie" aus selbst durchgeführten qualitativen Umfragen und zielgerichteten Recherchen.

Projektgebend sind in diesem Jahr gleich zwei Theaterkurse (Jahrgang 11 und 12), die gemeinsam das Stück erarbeiten und schulübergreifend koordinieren.

Bei diesem Vorgehen soll erprobt werden, inwieweit die Projekte fortlaufend an die nachfolgenden Theaterkurse weitergegeben werden können, denn nach dem 4. Semester verabschieden sich die Schülerinnen mit ihren Abiturzeugnissen.

In diesem Durchlauf wird eine Art "Fackelübergabe" mit Anleitung durch den abgehenden Kurs erprobt und im darauffolgenden Jahr sollen lediglich die Ergebnisse und Problemfragen übernommen werden.  In der derzeitigen Zusammensetzung wurde das Theaterstück mit 44 SchülerInnen aus zwei Theaterkursen erarbeitet.

 

Die Premiere und erste Aufarbeitung fand am 07. April statt und wird im Juli im Rahmen des Bildungsfestivals 2017 vor Jugendlichen aus verschieden Bundesländern aufgeführt und in Workshops  aufgearbeitet. Im Zeitraum Oktober-Dezember 2017 folgen weitere Aufführungen, die im Kontext anderer Formate (Ausstellungen, Podiumsdiskussionen sowie Autoren- und Betroffenengespräche) nachhaltig zum Einsatz kommen sollen).


 

Juli 2017

Die SchülerInnen werden am diesjährigen Bildungsfestival 2017 in Essen teilnehmen, um ihr Projekt anderen Schülerinnen und Schülern aus Deutschland vorzustellen und dazu ins Gespräch zu kommen.

Hierbei soll in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung und der Landeszentrale für politische Bildung - unter dem Motto „Umdenken" - zu einer nachhaltigen Auseinandersetzung beigetragen werden.

 

Das Stück „Kein deutscher Land" soll hiernach nochmals aufgearbeitet und im Rahmen von weiteren Aktionen und Veranstaltungen nach den Sommerferien erneut angegangen werden.


 

September 2017

Veranstaltung einer Kunstausstellung zu den Ergebnissen aus dem Fach Kunst in Klasse 5 (Unterrichtseinheit plastisches Gestalten).

Hier werden lebensgroße (menschliche) Lichtskulpturen angefertigt, die die Fragestellung des Projekts aufgreifen. Der Arbeitstitel lautet: "Deutschsein – zwischen Zugehörigkeit und Ausgrenzung" .

Im Rahmen dieser Ausstellung soll zusätzlich eine szenischen Lesung veranstaltet werden, bei der Auszüge aus der Anthologie des Poetry Projekts vorgetragen werden sollen.


 

Oktober 2017

Planung und Durchführung der Podiumsdiskussion mit Experten und Vertretern aus der Politik zur Fragestellung des Projekts und konkret hinsichtlich einer Gewalt- und Radikalisierungsprävention von Heranwachsenden in Deutschland und Hamburg im Speziellen. Eine Veranstaltung unter der Leitung der SchülerInnen aus dem Fach PGW im 12. Jahrgang.


November 2017

Drei  Aufführungen des Stück „Kein deutscher Land", das nochmals im Rahmen der neuen Gruppenkonstellation aufgearbeitet wurde.


 

Dezember 2017

Veröffentlichung eines Sammelbandes/einer Anthologie mit Textergebnissen der Poetry Events und weiteren unterschiedlichen Textformaten zur Fragestellung des Projekts. Die Erstellung und Veröffentlichung läuft unter der Leitung der SchülerInnen aus dem Fach Deutsch im 10. Jahrgang.


 

Dezember 2017

Veranstaltung eines weiteren Poetry Slams/Events mit musikalischer Begleitung, der eine weitere Zuspitzung der Thematik ermöglichen und ein Fazit zum Gesamtprojekt ziehen soll. 



 

Den Wirkungsradius erweitern. Innovation fördern! 

 

Bei "Viel Theater um uns!" handelt es sich nicht nur um ein Projekt oder ein Konzept - Es ist viel mehr eine Einstellung, die den Auftrag der Schule folgendermaßen definiert: "Die Schule soll auf das Leben vorbereiten". "VTUU!" zeigt hierbei deutlich auf, wie Schule einen aktiven Beitrag zur gesellschaftlichen und politischen Partizipation von SchülerInnen und Bürgern im Stadtteil leisten kann.

 

Damit wir unseren Wirkungsradius im bildungspolitischen Vorgehen erweitern können, freuen wir uns über jede Art der Unterstützung oder Kooperationsangebote.

Hierdurch erhoffen wir uns in der Zukunft, durch Workshops und Fortbildungen für SchülerInnen und LehrerInnen, die Qualität in Ausrichtung und Umsetzung der Projekte zu verbessern.

Mit eventueller Unterstützung durch andere Einrichtungen oder Träger könnten in Zukunft auch Tagungen oder Festivals in Hamburg organisiert werden, die andere Schülerschaft und Menschen im Allgemeinen über den Stadtteil und die Stadtgrenzen hinaus erreichen.